Germanische Sprachen
Heute möchten wir Ihnen die Germanischen Sprachen näher bringen. Die Geschichte dieser Sprachen lässt sich heute bis zu tausend Jahre vor Christus zurückverfolgen. Sie umfassen heute etwa 15 Sprachen mit rund 500 Millionen Muttersprachlern, es sind sogar fast 800 Millionen einschließlich der Zweitsprecher.
Die germanischen Sprachen beinhalten viele Sprachen, die Sie vermutlich kennen, in der Schule oder der Universität erlernt haben. Es gibt daneben jedoch auch viele eher unbekannte Sprachen, die heute nur noch von Minderheiten gesprochen werden. Einige Sprachen sind sogar gänzlich ausgestorben.
Gehen wir gemeinsam auf Entdeckungsreise und erfahren Sie Fakten, die Sie so vorher noch nicht kannten. Gehen Sie mit uns auf eine Reise durch unsere eigene Sprachhistorie.
Eine Einführung in die germanischen Sprachen
Die germanischen Sprachen sind ihrerseits mit anderen Sprachen verwandt. Diese Verwandtschaft wurde erstmals 1786 von Sir William Jones festgestellt. Mit Hilfe von Vergleichen älterer Sprachstadien, konnte sogar eine gemeinsame „Vorfahren-Sprache“ für die meisten europäischen und indischen Sprachen gefunden werden.
Dieses Urform kennen wir heute unter dem Namen „Indogermanisch“. Beide Sprachfamilien - Indisch und Germanisch - haben sich über die Jahrhunderte dann getrennt voneinander weiterentwickelt und weisen heute nur noch geringfügige Parallelen auf. Ihre gemeinsame Herkunft ist jedoch eindeutig durch die Historiker nachgewiesen.
Was genau ist eine „Vorfahren-Sprache“?
Als Vorfahren-Sprache (auch: Ursprache) wird eine gemeinsame Sprache verschiedener Sprachzweige gesehen. Diese Ursprache weist historisch gesehen Gemeinsamkeiten von zwei verschiedenen Sprachen auf. Sprachwissenschaftler versuchen durch wissenschaftliche Erkenntnisse eindeutig belegen, dass zwei oder mehr Sprachen ursprünglich zusammengehörten.
Dafür werden historische Schriften und uralte Aufzeichnungen miteinander verglichen. Die Rückverfolgung von Sprachen und ihrer Herkunft und Abstammung ist ein kompliziertes Unterfangen, welches nur durch ausgebildeten Profis heute überhaupt möglich ist.
Liste und Klassifikation der germanischen Sprachen
Ein charakteristisches Phänomen aller germanischen Sprachen gegenüber den anderen indogermanischen Sprachen sind die Veränderungen im Konsonantismus durch die Germanische Lautverschiebung.
Was ist Konsonantismus?
Die Gesamtheit alle Vokale einer Sprache, nennt man häufig Vokalismus. Für Konsonanten wird das Wort Konsonantismus verwendet. Unter einem Konsonanten versteht man einen Sprachlaut, dessen Artikulation eine Verengung des Stimmtraktes beinhaltet, sodass der Atemluftstrom ganz oder teilweise blockiert wird und es zu hörbaren Veränderungen in der Stimmlage kommt.
Westgermanische Sprachen
Westgermanische Sprachen sind eine Untergruppe der germanischen Sprachen, welche unter anderem Englisch, Hochdeutsch, Niederländisch, Friesisch und Jiddisch umfasst. Die Geschichte der Westgermanischen Sprachen beginnt circa im 8. Jahrhundert.
Dorthin zurück datiert die erste Überlieferung ganzer Texte, sodass Historiker davon ausgehen, dass die Sprache sich in diesen Zeitraum und etwas davor ausgebildet hat. Im 8. Jahrhundert wird das durch zahlreiche Texte belegt.
Zu den westgermanischen Sprachen zählen die folgenden Sprachen. Viele sind uns heute noch sehr gut bekannt und haben sich in unserer Gesellschaft sehr weit entwickelt.
- Englisch
- Deutsch
- Niederländisch
- Afrikaans
- Niederdeutsch
- Jiddisch
- Luxemburgisch
- Friesisch
- Pennsylvania Dutch
Englisch
Englisch gehört heute zu den weitverbreitetsten Sprachen der Welt. Englisch gilt als Business-Sprache und wird von den meisten Menschen als Zweitsprache neben ihrer Muttersprache gesprochen. Englische Muttersprachler gibt es hingegen nur etwa 375 Millionen.
Dennoch sind knapp 2 Milliarden Menschen in der Lage - mehr oder weniger gut - Englisch zu sprechen. Damit ist Englisch ganz klar auf Platz 1 der meistgesprochenen Sprachen weltweit, wenn man Muttersprachler und Zweitsprachler zusammenrechnet.
Hochdeutsch
Hochdeutsch gilt als das „sauberste“ Deutsch, denn es ist frei von jedem Dialekt. Als Zentrum des Hochdeutschen wird oft die niedersächsische Stadt Hannover bezeichnet.
Dies ist aber eher ein inoffizieller Fakt. Denn die Hannoveraner bezeichnen sich gerne selbst als diejenigen, die das sauberste Deutsch sprechen.
Zu den hochdeutschen Sprachen gehören:
- Deutsch
- Jiddisch
- Luxembourgisch
- Pennsylvania Dutch
Niederdeutsch
Niederdeutsch wird auch oft als Plattdeutsch betitelt. Dabei sind dies sogar zwei Sprachen, die sich nur leicht unterscheiden. Der Ursprung des Niederdeutschen ist hauptsächlich in Norddeutschland zu finden. Dabei zählen auch die angrenzenden Regionen sowie der Osten der Niederlande zu den Gebieten in denen Niederdeutsch gesprochen wird.
Unter Niederdeutsch versteht man also die zwei Sprachen:
- Niederdeutsch
- Plautdietsch
Niederfränkisch
Niederfränkisch ist die Sammelbezeichnung für eine Sprachgruppe, die sich von den hochdeutschen und niederdeutschen Sprachen mehr oder weniger deutlich unterscheidet.
Für die Historiker gilt bis in das 19. Jahrhundert hinein das Niederfränkisch als Niederländisch. Dazu kommt auch noch Afrikaans, welches auch als “Kolonial-Niederländisch” bezeichnet wird und eine der elf Amtssprachen in der Republik Südafrika ist.
Niederfränkisch beinhaltet heute also:
- Niederländisch
- Afrikaans
Friesisch
Friesisch ist eigentlich eine Gruppe von drei Sprachen. Sie gehören zum Nordgermanischen Zweig der westgermanischen Sprachen. Friesisch ist die Sprache der Nordseeküste. Aber nicht nur in Deutschland und der uns bekannten Region Ostfriesland wird friesisch gesprochen.
Auch heute wird es noch von etwa 400.000 Menschen weltweit gesprochen, davon leben viele auch in den Niederlanden.
Nordgermanische Sprachen
Die nordgermanischen Sprachen umfassen insgesamt fünf Sprachen. Sie finden Sie in unserer Liste. Die Nordgermanischen Sprachen sind eine Untergruppe der germanischen Sprachen. Heute sprechen noch ungefähr 20 Millionen Menschen eine der nordgermanischen Sprache als Muttersprache.
Wie an unserer Liste deutlich wird, finden sich diese Sprachen vor allem nördlich von Deutschland.
- Schwedisch
- Dänisch
- Norwegisch
- Färöisch
- Isländisch
Ostgermanische Sprachen
Die ostgermanischen Sprachen gibt es heute leider nicht mehr. Sie gelten als ausgestorben und dennoch gehören sie unweigerlich zum Zweig der germanischen Sprachen, denn aus ihnen entwickelten sich die Sprachen die wir heute kennen.
Die Historie der ostgermanischen Sprachen ist schwierig nachzuvollziehen. Die einzige ostgermanische Sprache, die aufgrund erhaltener Texte ausreichend überliefert ist, ist Gotisch. In diesem Zusammenhang sehr interessant ist der Fakt, dass im 4. Jahrhundert der gotische Bischof Wulfila mit einer Gruppe von Übersetzern die Bibel ins Gotische übersetzte und so die sogenannte Wulfilabibel erschuf.
Weitere, weniger gut überlieferte Sprachen sind Burgundisch, Krimgotisch und Vandalisch.
Sind germanische Sprachen gegenseitig verständlich?
In unserem Text haben Sie schon gesehen, dass natürlich viele germanische Sprachen untereinander verständlich sind. Wir verstehen zum Beispiel - auch wenn wir es nie gesprochen haben - Dänen und sie uns einigermaßen gut.
Viele der germanischen Sprachen sind eng miteinander verwandt. Sie teilen sich die gleichen Schriftzeichen und viele identische Wörter. Andere hingegeben haben sich im Laufe der Zeit weiter- und fortentwickelt. Das bedeutet, dass nicht alle germanischen Sprachen untereinander verständlich sind. Offensichtlich sind jedoch die vielen Übereinstimmungen.
Fazit
Wir haben nun die Geschichte und Facetten der germanischen Sprachen kennengelernt. Viele aufschlussreiche Details über Abstammung, Herkunft und Verwandtheitsgrad zwischen den Sprachen, die Ihnen vielleicht vorher so gar nicht bekannt waren. Bei manchen Sprachen ist die Verbindung offensichtlich, bei anderen Sprachen müssen wir genauer hinschauen oder unsere Sprachwissenschaftler bemühen. Einige der schönen germanischen Sprachen werden heute gar nicht mehr gesprochen und sind nur noch im Museum und alten überlieferten Schriften zu bestaunen.
Die Sprache entwickelt sich ständig weiter und es hilft uns, wenn wir die Vergangenheit und den Ursprung unserer Sprache verstehen. Wenn wir verstehen wo wir herkommen, dann können wir bestimmen wo wir hingehen. Diese Weisheit gilt auch für Sprache, denn sie prägt unseren Alltag und unser ganzes Leben, egal ob gesprochenen oder geschriebenen Wort.
Wir hoffen Sie haben ein paar wertvolle Informationen erhalten und freuen uns, wenn wir Sie bald zu einer nächsten Sprachreise begrüßen dürfen.
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