Wie wird man Übersetzer - ein kompletter Leitfaden mit Expertentipps
Es gibt kaum etwas, dass wichtiger für die Verständigung zwischen Menschen ist als die Sprache. Genau aus diesem Grund, ist die Sprachindustrie, wohl eine der meist unterschätzten Karrierepfade, die es gibt. Sobald man zu einem Sprachexperten wird, kann man sich über einen krisenfesten Job heute fast schon sicher sein.
In diesem Leitfaden werden wir darüber berichten, worauf es ankommt, wenn man als Übersetzer durchstarten möchte. Die Arbeit ist anspruchsvoll, aber wie jeder andere Beruf auch, kann man ihn lernen und die großen Chancen die sich bieten ergreifen.
Wie kann ich Übersetzer werden? Eine vollständige Anleitung plus Expertentipps
Das US-Marktforschungsunternehmen Common Sense Advisory (CSA) schätzt, dass das Wachstum des weltweiten Marktvolumens für Sprachdienstlistungen in diesem Jahr 2021 auf 56 Milliarden US-Dollar steigen wird.
Diese Zahl zeigt eindrucksvoll wie mächtig dieser Markt ist und wie wenig wir eigentlich darüber wissen. Es ist also an der Zeit einmal zu schauen, was genau wichtig ist, wenn man den Beruf als Übersetzer anstrebt.
Übersetzer werden - grundlegende Informationen für Anfänger
Der Beruf des Übersetzers erfordert sowohl Talent als auch Beharrlichkeit, um wirklich erfolgreich zu sein. Warum ist das so?
Da interne Übersetzungsaufträge von Unternehmen eher rar sind, arbeiten Übersetzer oft auf freiberuflicher Basis. Dies erfordert oft Eigeninitiative und die Beherrschung von Networking-Fähigkeiten, um Möglichkeiten zu finden und eine Karriere aufzubauen. Diese Freiberuflichkeit muss man wirklich wollen, denn neben interessanten und wechselnden Kunden, birgt diese Form des Arbeitens auch einige Unsicherheiten.
Die Zahl der Berufsverbände, die sich aktiv um angehende Übersetzer kümmern - auf lokaler, nationaler, aber auch internationaler Ebene - ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Es war noch nie so einfach, mit anderen Mitgliedern der Sprachdienstleistungsbranche in Kontakt zu treten, sich über die neuesten Trends und die am meisten gefragten Kenntnisse und Fähigkeiten zu informieren. Ein weiterer Punkt ist der Aufstieg der maschinellen Übersetzung, die sich auf verschiedene Bereiche und Sprachpaare ausgewirkt hat. Es gibt trotzdem oder gerade deshalb viele verschiedene Möglichkeiten für den Einstieg in die Branche.
Was macht man als Übersetzer?
Der Übersetzer arbeitet mit Texten jeglicher Art: Egal ob es um ganze Bücher wie Romane, kürzere Artikel und Essays oder Zeitungsartikel und Pressemitteilungen geht. Übersetzer beschäftigen sich auch mit Werbematerial wie Präsentationen und Prospekten, Verträgen, Urkunden und Rechtsakten, Webseiten und Webinhalten, wissenschaftliche Berichten, technischen Handbüchern und jegliche Form von Geschäftsunterlagen. Im Unterschied zum Dolmetscher, der mündlich übersetzt, übersetzt der Übersetzer schriftlich und muss in der Lage sein redaktionelle Anforderungen, wie zum Beispiel Seitenlayout, Formatierung und andere Vorgaben genauestens einzuhalten.
Warum sollte ich Übersetzer werden? Ist es ein guter Beruf?
Ob man für den Beruf des Übersetzers bzw. der Übersetzerin geeignet ist, kommt natürlich ganz auf die persönlichen Vorlieben an. Wenn man sich allgemein für andere Sprachen interessiert und gerne redaktionell arbeitet, dann sind dies schon zwei sehr gute Bedingungen, um als Übersetzer durchzustarten. Zudem sollte man sehr motiviert und eigeninitiativ sein, denn oftmals muss man sich um die neuen Kunden selbst kümmern.
Gehalt als Übersetzer
Da man als Übersetzer in vielen verschiedenen Bereichen tätig sein kann, ist das Gehaltsgefüge entsprechend undurchsichtig. Es gibt jedoch einige Quellen, die zeigen, dass sich das Gehalt von Übersetzern zwischen 2.500 € und 5.500 € bewegen kann. Wie in jedem Beruf ist es so, dass die Besten immer mehr verdienen können.
Kontrollieren Sie Ihren Arbeitsalltag
Es ist unbedingt notwendig, diszipliniert, engagiert und motiviert zu sein. Übersetzer arbeiten oft – nicht immer – freiberuflich und müssen sich daher um ihre Kunden selbst kümmern. Natürlich ist es einfacher, wenn man bereits einige gute Aufträge erfolgreich absolvieren konnte. Es sollte zum Alltag eines Übersetzers gehören, eine gute Planung des Tages durchzuführen. Wie viel Zeit möchte man für Kundenakquise aufbringen? In welchen Stunden erledigt man die Aufträge? Es ist wichtig diszipliniert zu planen.
Was muss ich studieren um Übersetzer zu werden?
Junge Übersetzer, die am Anfang ihrer Karriere stehen, müssen einige Dinge beachten, wenn sie erfolgreich sein wollen. Es gibt sehr viele verschiedene Studiengänge, die eine Karriere im Bereich der Sprachen unterstützen könnten. Es ist allerdings auch möglich, ohne einen Abschluss Übersetzer oder Übersetzerin zu werden. Dafür muss man jedoch den schwierigen Weg gehen und Kunden finden, die bereit dafür sind mit einem Übersetzer zu arbeiten, der keinen Abschluss hat.
Internationale und allgemeine Kommunikation
Viele Unternehmen suchen Übersetzer, die ihnen bei der allgemeinen Kommunikation helfen. Das heißt, dass sie einfache Gespräche begleiten, protokollieren und grundsätzliche Kommunikation im und um das Unternehmen herum übersetzen. Zum Beispiel wenn es um den schriftlichen Austausch mit anderen Ländern geht.
Internationale Fachkommunikation
Dann gibt es natürlich auch die Fachkommunikation. Nehmen wir das Beispiel Medizintechnik. Viele Begriffe sind sehr kompliziert und alle Begriffe der Medizintechnik in mehreren Sprachen zu kennen, ist eine große Herausforderung. Wenn man jedoch einmal ein Experte oder eine Expertin auf einem fachlichen Gebiet ist, dann wird man vermutlich auch viele Aufträge bekommen.
Medientext und Medienübersetzung
Medientexte und Medienübersetzungen ist ebenfalls ein sehr breites Feld. Es kann um Untertitel-Übersetzungen von Filmen oder Podcasts gehen, oder um Pressemitteilungen von Unternehmen. In jedem Fall braucht es jedoch auch in diesem Bereich Übersetzer, die in der Lage sind, Medien korrekt und kontextgetreu zu übersetzen.
Literatur übersetzen
Bei Literatur-Übersetzern handelt es sich meist um Personen, die Bücher oder Magazine übersetzen. Dabei geht es meist um sehr viel Text in einer Übersetzung und einem Auftrag. Nehmen wir das berühmte Beispiel der Harry Potter Romane. Das Buch von Joanne K. Rowling wurde in 65 Sprachen übersetzt. Das zeigt alleine schon, wie viele Übersetzer hier am Werk beteiligt waren.
Wie kann ich als Übersetzer arbeiten?
Nachdem wir nun wissen, welche Arbeitsfelder es als Übersetzer gibt und wie man Übersetzer überhaupt erst werden kann, ist es nun an der Zeit zu erfahren, was es im Bereich der Sprache noch als Übersetzer zu wissen gibt. Von Fortbildung bis staatlichen Prüfungen, können Übersetzer neben ihrer Arbeit viele weitere Wege gehen um erfolgreich zu sein. Schauen wir uns gemeinsam einige davon an.
Weiterbildung und die wichtigen Sprachpaare
Das Sprachpaar wird definiert durch die Ausgangssprache und die Zielsprache, welche ein Übersetzer bearbeitet. Viele Übersetzer spezialisieren sich auf ein solches Sprachpaar – zum Beispiel: Deutsch-Englisch. Es gibt jedoch auch Möglichkeiten sich weiterzubilden und sein eigenes Portfolio um eine weitere Sprache zu erweitern.
Konzentrieren Sie sich auf ein bestimmtes Fachgebiet
Übersetzer müssen die neuesten Erkenntnisse und Berichte einer bestimmten Branche stets kennen. Wenn man z.B. medizinische Übersetzungsdienste anbietet, sollte man die wissenschaftlichen Durchbrüche in der Medizin täglich verfolgen. Dieses spezifische Wissen garantiert, dass man alle Aussagen in der Zielsprache richtig wiedergeben kann.
Kenntnisse über CAT-Tools vertiefen
Durch den Einsatz von Technologie können Übersetzer nicht nur sicherstellen, dass ihre Übersetzungen korrekt und fehlerfrei sind, sondern auch wichtige Zeit sparen, indem Sie Texte teilweise automatisch übersetzen lassen und dann zum Beispiel nur noch Korrekturlesen. Für dieses Vorhaben ist es natürlich wichtig, diese Technik zu verstehen und sich auf diesem Gebiet kontinuierlich weiterzubilden.
Erfahrungen sammeln und freiberuflich arbeiten
Die ersten Erfahrungen sind – wie wohl in jedem Beruf – die schwierigsten. Der erste Kunde, der erste Auftrag, viele Hoffnungen und Enttäuschungen. Aber wenn man es einmal geschafft hat eine Kundenbasis aufzubauen, dann kann man sich als Übersetzer auch über regelmäßige Aufträge freuen.
Wie kann ich staatlich geprüfter Übersetzer werden?
Um noch besser bei den Kunden anerkannt zu werden, gibt es die Möglichkeit, sich staatlich prüfen zu lassen. Schauen wir einmal auf die Voraussetzungen und Möglichkeiten, die eine staatliche Prüfung mit sich bringt und wo man sie überhaupt absolvieren kann.
Staatliche Prüfung für Übersetzer
Der Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer, bietet eine Prüfung an, in der man sich mit einiger Vorbereitungszeit, zu einem staatlich anerkannten Übersetzer zertifizieren lassen kann. Mit dieser Zertifizierung darf man sich tatsächlich auch den Titel „Staatlich geprüfter Übersetzer“ nennen. Natürlich nur in jenem Sprachpaar, welches man zur Prüfung angemeldet hat.
IHK-Prüfung
Die Prüfung der Industrie- und Handelskammer findet in Deutschland im jeweiligen Bundesland statt. Wir haben in diesem Artikel einige der wichtigen Anlaufstellen verlinkt.
Herausforderungen, Übersetzer zu werden
Ob man als Übersetzer erfolgreich ist, hängt von vielen Faktoren ab, nicht nur von einer staatlichen Prüfung. Eine Karriere als Übersetzer für viele attraktiv, die die Flexibilität schätzen, als Freiberufler von überall und zu jeder Zeit zu arbeiten. Es gibt auf dem Weg zum Erfolg viele Herausforderungen. Schauen wir daher einmal darauf, was die Experten raten.
Verständnis für die Bedürfnisse der Kunden
Unabhängig davon, ob Sie als freiberuflicher Übersetzer arbeiten oder fest angestellt sind, stellt das Verständnis der Bedürfnisse Ihrer Kunden sicher, dass Sie stets ein hochwertiges Endprodukt liefern.
Es ist ein Unterschied, ob Sie direkt mit einem Kunden zusammenarbeiten oder ob Sie über eine Agentur angestellt sind. Wenn Sie direkten Zugang zum Kunden haben, sollten Sie nach klaren Anweisungen fragen und sich nicht scheuen, diese in Frage zu stellen, wenn etwas keinen Sinn ergibt. Manchmal werden die Kunden falsch beraten, und es ist die Aufgabe des Übersetzers, die beste Lösung anzubieten.
Verbindung mit der breiteren Fachwelt
Übersetzer sind auf ihr Netzwerk angewiesen, um Kunden zu finden und über die neuesten Entwicklungen in der Branche auf dem Laufenden zu bleiben. In lokalen und internationalen Gemeinschaften werden häufig Ideen und Möglichkeiten ausgetauscht und Ratschläge für andere Übersetzer erteilt. Stellen Sie also sicher, dass Sie ein aktives Mitglied der Gemeinschaft sind.
Die sozialen Medien sind ebenfalls ein guter Ort, um mit anderen Übersetzern in Kontakt zu treten, Fragen zu stellen, Kontakte zu knüpfen und sogar neue Arbeitsmöglichkeiten zu finden.
Informieren Sie sich über die neuesten Technologien
Technologie bestimmt auch die Übersetzungsbranche. Machen Sie sich also auf den Weg und finden Sie die neuesten Trends. Vielleicht sind Sie durch diese Recherche Ihren Konkurrenten einen Schritt voraus.
Studieren und vergleichen Sie andere Übersetzungen
Es kann auch immer hilfreich sein zu schauen, wie Kolleginnen und Kollegen übersetzen. Im Internet finden sich viele Vorher-Nachher-Übersetzungen, von denen gerade Anfänger viel lernen können. Beachten Sie dabei auch immer die Details.
Nehmen Sie an Konferenzen über Sprachdienstleistungen teil
Es wird eine Zeit nach der Pandemie geben. Dann ist es auch wichtig, persönlich an Veranstaltungen und Konferenzen teilzunehmen, um sich weiterzubilden. Es gibt viele verschiedene solcher Events, nehmen wir als Beispiel die Jahresestagung des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache. Die findet dieses Jahr sogar als Online-Event statt.
Wie kann ein Übersetzer auf Dauer wettbewerbsfähig bleiben?
Der erfolgreiche Abschluss eines Übersetzungsprogramms und der erste Kunde sind nur das Sprungbrett für eine erfolgreiche Übersetzerkarriere. Viele Übersetzer sind Selbststarter, die sich nicht scheuen, den Status quo in Frage zu stellen, sondern auch sich selbst und ihr eigenes Wissen in Frage stellen. Dazu gibt es ein paar Tipps zu beachten.
Folgen Sie den Vordenkern
Wenn Sie über ein gewisses Budget verfügen, lohnt sich ein Abonnement des Magazins Multilingual, einer der führenden gedruckten Quellen für Nachrichten, Veranstaltungen und Trends aus der Sprachindustrie. Viele Vordenker kommen dort zu Wort und man kann sich als Übersetzer wertvolle Tipps holen.
Bauen Sie Ihre Marke als Übersetzer auf
Soziale Medien spielen eine große Rolle dabei, wie wir andere wahrnehmen und mit ihnen interagieren. Dies gilt insbesondere für Freiberufler, die oft erst in den Aufbau ihrer eigenen Marke investieren müssen, bevor sie zu Vordenkern in ihrer Branche werden können. Nutzen Sie verschiedene Social-Media-Kanäle, um relevante Neuigkeiten und Aktualisierungen mit Ihrer Community und potenziellen Kunden zu teilen. Dies kann Ihnen helfen neue Arbeitsmöglichkeiten zu finden.
Üben Sie sich stets in kritischem Denken
In der Übersetzungsbranche wimmelt es von Modeerscheinungen, die behaupten, das "nächste große Ding" in der Übersetzung zu sein. Nehmen Sie diese Nachrichten mit Vorsicht zur Kenntnis und recherchieren Sie immer selbst, um herauszufinden, was für Sie und Ihre Kunden funktioniert und was nicht. Machen Sie das Gleiche mit neuen technischen Entwicklungen und prüfen Sie, ob sie einen echten Mehrwert bieten oder nur ein modisches Schlagwort verwenden.
Fazit
Fassen wir die wichtigsten Punkte zusammen:
- Übersetzer können sich auf viele verschiedene Bereiche festlegen
- Ein Sprachpaar oder zwei Sprachpaare zu haben ist wichtig
- Eine Ausbildung oder ein Studium als Übersetzer ist von Vorteil aber nicht zwingend notwendig
- Es ist möglich sich staatlich prüfen zu lassen
- Es ist wichtig immer auf dem neuesten Stand der Technik und der Branche zu sein
- Die meisten Übersetzer sind freiberuflich, wenige arbeiten in Festanstellung
- Ein freiberufliches Mindset und eine gute Selbstorganisation sollte man als Übersetzer mitbringen
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