Dolmetscher werden: Ein vollständiger Leitfaden
Spätestens seit 2005, als Nicole Kidman und Sean Penn den Kinofilm „Die Dolmetscherin“ auf die Leinwand brachten, weiß jeder, was Dolmetscher sein für ein aufregender Beruf ist. Natürlich geht es im wahren Leben mit wesentlich weniger Action zu als in einem inszenierten Hollywood-Film.
Aber dennoch sitzen Dolmetscherinnen und Dolmetscher meistens im Zentrum der Kommunikation und haben ein spannendes Berufsbild. Sie können in vielen Situationen einen entscheidenden Beitrag leisten, der über Erfolg und Misserfolg von Kommunikation in diversen Einsatzgebieten entscheidet.
Heute schauen wir uns gemeinsam diesen bewundernswerten Beruf genauer an.
Wir sprechen darüber, welche Voraussetzungen es braucht um Dolmetscher zu werden. Welche Ausbildung nötig ist um Dolmetscher zu werden und vor allem, was der Berufsalltag für Hürden und Aufgaben mit sich bringt.
Was macht ein Dolmetscher?
Dolmetscher haben vielfältige Aufgabenbereiche. Diese erstrecken sich von der Simultanübersetzung also dem gleichzeitigen hören und übersetzen bis hin zur Übersetzung von Schriftstücken. Dabei können Dolmetscher in privaten Bereichen oder auch für Regierungsbehörden arbeiten. Hier kommen ein paar Beispiele, wo genau Dolmetscher überall eingesetzt werden.
Wo genau arbeiten Dolmetscher?
Dolmetscher arbeiten vor allem…
- … in Übersetzungsbüros
- … bei Dolmetscherdiensten
- … bei EU-Institutionen (z.B. EU-Parlament, EU-Kommission)
- … bei Behörden des Landes oder des Bundes
- … in größeren Betrieben unterschiedlicher Wirtschaftsbereiche
- … bei internationalen Institutionen (z.B. Hilfsorganisationen)
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Tätigkeitsfelder von Dolmetschern
Die Einsatzgebiete von Dolmetschern sind vielfältig. Natürlich geht es bei jedem Einsatz immer um Kommunikation und Sprache. Es geht darum, zwischen zwei Parteien zu vermitteln und die richtigen Worte zur korrekten Verständigung zu finden. Es geht darum, so genau wie möglich zu handeln.
Präzision und Schnelligkeit sind Fähigkeiten, die jeder Dolmetscher mitbringen muss. Egal ob im geschriebenen oder gesprochenen Wort. Dolmetscher werden zum Beispiel beim Simultandolmetschen und Konsekutivdolmetschen eingesetzt.
Was genau ist Simultandolmetschen?
Beim Simultandolmetschen werden Redebeiträge in Echtzeit übersetzt. Das bedeutet, dass das gesprochene Wort gleichzeitig gehört und übersetzt werden muss. Von einer Person.
Haben Sie schon einmal versucht beim Zuhören gleichzeitig zu sprechen?
Das ist eine Aufgabe, die vom Dolmetscher absolute Perfektion und sehr genaue Aufmerksamkeit erfordert.
Man findet im Arbeitsalltag oft zwei Simultandolmetscher zusammen an einem Arbeitsplatz, damit sie sich durch die hohen Belastungen abwechseln können.
Simultandolmetschen wird bei politischen Konferenzen, Tagungen, Verhandlungen, aber auch Shows und Galas mit internationalen Gästen und Publikum eingesetzt.
Was genau ist Konsekutivdolmetschen?
Beim Konsekutivdolmetschen arbeiten Dolmetscher zeitversetzt. Dies kann zum Beispiel bei aufgezeichneten Vorträgen der Fall sein. Der Originaltext wird anhand von Notizen mit einer speziellen Notationstechnik aufgezeichnet.
Konsekutivdolmetschen kommt oftmals bei Tisch- und Begrüßungsreden, bilateralen Verhandlungen, Festreden, Vorträge oder Führungen zum Einsatz. Dolmetscher investieren viel Zeit in die präzise Übersetzung der Texte und versuchen dabei Wortlaut und Bedeutung sehr genau wiederzugeben. Das wird vor allem bei speziellen sprachlichen Redewendungen oder Witzen besonders schwierig.
Wie wird man Dolmetscher?
Dolmetscher bzw. Übersetzer ist eine landesrechtlich geregelte Aus- bzw. Weiterbildung z.B. an Fremdsprachenschulen oder Fachakademien. Trotzdem braucht es um Dolmetscher zu werden nicht zwingend eine Ausbildung. Da die Berufsbezeichnung nicht geschützt ist, kann sich jeder der möchte Dolmetscher nennen. Dennoch ist es von großem Vorteil, wenn man staatliche Zertifizierungen und eine fundierte Ausbildung oder ein Studium vorweisen kann.
Wie läuft ein Dolmetscher-Studium?
Im einem Studium, welches sich mit den Themen Übersetzen und Dolmetschen befasst, wird man sich meist mit 2 oder 3 Sprachen intensiv auseinandersetzen. Diese kann man zu Beginn des Studiums selbst wählen.
Neben klassischen Fremdsprachen ist beispielsweise auch die Spezialisierung auf Gebärdensprache möglich. Das Studium der Sprachwissenschaften umfasst natürlich intensiven Sprachunterricht. Zudem werden Konzentrationstrainings oder Gedächtnistechniken vermittelt, die als Dolmetscher unbedingt notwendig sind.
Die Dolmetscher Ausbildung
Es ist auch möglich statt eines Studiums eine Ausbildung im Bereich der Sprachwissenschaften zu machen. Schulen wie zum Beispiel die Euro-Akademie bieten Ausbildungen die sich „Ausbildung Fremdsprachenkorrespondent“ oder ähnlich nennen an.
Welche Möglichkeiten gibt es noch Dolmetscher zu werden?
Es gibt auch noch die Möglichkeit, eine bundesweit einheitliche Weiterbildung zum geprüften Übersetzer zu absolvieren. Das macht zum Beispiel Sinn, wenn Sie schon eine Ausbildung oder ein Studium im Bereich Sprachwissenschaften absolviert haben und sich als Dolmetscher spezialisieren wollen.
Voraussetzungen für Dolmetscher Ausbildung
Die Voraussetzungen um eine Dolmetscher-Ausbildung zu beginnen, sollten neben einem starken Interesse an Sprachen, auch eine gute und selbstbewusste Art der Kommunikation sein.
Die Ausbildung kann jeder schaffen, es gibt keine besonderen Einstiegshürden. Ein gutes Schulzeugnis im Bereich der Sprachen sind jedoch von Vorteil.
Eine Fachausbildung machen
Um sich in einer ganz bestimmten Fachrichtung zu spezialisieren, zum Beispiel als Simultandolmetscher, ist eine Fachausbildung hilfreich. In dieser speziellen Form der Ausbildung wird ganz besonders auf die eingeschlagene Fachrichtung hingearbeitet, sodass die Dolmetschertätigkeiten gut ausgeführt werden können, die dieser Bereich von Ihnen fordert.
Die Fachausbildung spezialisiert sich noch einmal deutlich mehr als die etwas allgemeinere normale Ausbildung. Das bedeutet allerdings auch, dass Sie später womöglich etwas eingeschränkter in der Auswahl Ihrer Tätigkeit sein werden.
Erfahrungen als Dolmetscher sammeln
Es macht Sinn, erste Erfahrungen im Dolmetschen zu sammeln. Dafür kann man sich zum Beispiel für ein Praktikum bewerben. Praktische Erfahrungen sind auch in diesem Bereich von besonderer Bedeutung.
Es kann allerdings auch schon helfen, sich ausführliche Berichte und Dokumentationen über das Dolmetschen anzusehen, damit man einen ersten guten Eindruck von dem Beruf erhalten kann. Wir können diese Dokumentation von ARTE empfehlen:
Werden Sie staatlich geprüfter Dolmetscher
Der BDÜ, der Bundesverband für Dolmetscher und Übersetzer, bietet auch eine staatliche Prüfung an. Diese wird allerdings nur in bestimmten Bundesländern und dort auch jeweils nur in bestimmten Sprachen angeboten.
Mit dieser staatlichen Prüfung kann man sich einen offiziellen Titel holen, der die Expertise und Glaubwürdigkeit als Dolmetscher gegenüber Kunden erhöht.
Wie wird man vereidigter Dolmetscher?
Vereidigte Dolmetscher dürfen offizielle Dokumente, wie Urkunden oder Verträge übersetzen. Durch ihren besonderen Status verdienen sie etwas mehr Geld, als un-vereidigte Dolmetscher.
Der Weg zu einem vereidigten Dolmetscher führt allerdings über die staatliche Prüfung und eine extra für diesen Zweck notwendige Vereidigung vor einem Gericht.
Wie wird man Dolmetscher in Deutschland oder Österreich
Um in Deutschland oder Österreich Dolmetscher zu werden, ist es hilfreich die oben genannten Studienfächer oder Ausbildungen zu belegen. Hat man einen dieser Wege eingeschlagen und erfolgreich absolviert, dann ist die staatliche Prüfung und Vereidigung ein wesentlicher weiterer Schritt. Durch diese Voraussetzungen wird man dann von Übersetzungsunternehmen oder öffentlichen Einrichtungen gerne angenommen.
In Deutschland und Österreich sind Prüfungen, Zertifizierungen, Ausbildungen oder ein Studium sehr wertvoll, wenn man Dolmetscher werden möchte.
Wie wird man Dolmetscher ohne Studium oder Ausbildung?
Ohne Studium oder Ausbildung wird die Tätigkeit als Dolmetscher natürlich wesentlich schwieriger. Da der Begriff Dolmetscher jedoch nicht geschützt ist, kann jeder sein Glück auch ohne Ausbildung oder Studium versuchen.
Allerdings ist für viele, die einen Dolmetscher-Dienst in Anspruch nehmen ganz besonders wichtig, dass der Sprachexperte auch nachweislich Kenntnis von seinem Fach hat. Eine staatliche Zertifizierung kann dabei helfen, glaubwürdig und erfolgreich zu dolmetschen.
Sie müssen sich als Dolmetscher selber fragen:
Würden Sie Jemandem vertrauen, der keine Zertifizierung hat? Würde es Ihnen mehr Sicherheit bei Ihrer Übersetzung geben, wenn der oder die Dolmetscher vereidigt worden sind?
Wie viel verdient man als Dolmetscherin?
Von 2.000-2.500 Euro Brutto Monatsgehalt für Anfänger, bis zu 3.500 Euro Bruttomonatsgehalt für erfahrene Dolmetscher, kann das Gehalt reichen.
Vereinzelt können spezialisierte Dolmetscher auch wesentlich mehr verdienen. Immer ist aber vor allem die Erfahrung und Ausbildung ein entscheidender Faktor bei dem Gehalt für Dolmetscher.
Ein Beruf mit Zukunft
Die Welt wächst zusammen. Schon heute kooperieren und arbeiten wir mit vielen verschiedenen Nationen zusammen. Egal ob wir Waren einkaufen, Business-Meetings abhalten oder uns in internationalen Gemeinschaften engagieren. Immer kommen wir mit verschiedenen Sprachen in Berührung und wir werden sie nicht alle selbst erlernen können. Dolmetscher werden auch in Zukunft in vielen Bereichen einsetzbar sein.
Es geht dabei nicht nur um Einsätze für Regierungen oder bei Verhandlungen. Dolmetscher können genauso bei Sportveranstaltungen oder privaten Feiern eingesetzt werden. Sie können Texte übersetzen oder ganz einfach bei einer flüssigen und fehlerfreien Kommunikation unterstützen. Sie können immer dort eingesetzt werden wo Sprachexperten gebraucht werden, die in der Lage sind, schnell und präzise Sprachen zu übersetzen.
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